Expeditionstagebuch Pik Lenin
16.7.-29.8.1997

Beteiligte:

Steffen Graupner, Steffen Abe (Yeti), Gerold Hesse, Matthias Guntau (Autor)

Reiseablauf


16.7.97 Jena ­ Hannover ­ Almaty

Gegen 430 Uhr klingelt es, und Steffen und Ulrike (fährt den Leihwagen zurück) stehen vor der Tür. Wir laden mein Gepäck in den VW-Bus ­ insgesamt 52 kg, davon 22 kg Fressalien ­ und holen noch Gerold und Yeti ab. Gegen 500 Uhr verlassen wir Jena ­ um kurz darauf im ersten Stau zu stehen. Glücklicherweise können wir die Autobahn kurz darauf in Magdala verlassen und in Weimar wieder drauf fahren. Einige böse LKW-Unfälle, deren Reste wir betrachten, lassen uns darüber philosophieren, welcher Teil der Reise wohl der gefährlichste ist.
Den Flugplatz von Hannover erreichen wir 930 Uhr bei Regen. Die Zeit bis zum Abflug vertreiben wir uns mit Fotografieren und dem Kopieren von Paß und Flugtickets. Dann geht es ans Einchecken. Gerold und ich bezahlen relativ viel Übergepäck (196 DM) ­ wenn auch weniger als befürchtet. Steffen und Yeti kommen dank geschickterer Verteilung ins Handgepäck billiger davon. Insgesamt werden es 145 DM pro Nase. Gegen 1200 Uhr starten wir mit einer TU 154M und fliegen erst mal nach Köln, wo der Flieger so richtig voll wird. Um 1430 Uhr geht es dann ab nach Kasachstan. Viel zu sehen gab es nicht, da die Wolkendecke während des Fluges ziemlich dicht war. Immerhin haben wir die Wolga und einen schönen Sonnenuntergang besichtigen können.
Um 2000 Uhr MESZ landen wir in Karaganda, wo es 1,5 h später nach Almaty (ehemals Alma Ata) weitergeht. Dort kommen wir 2235 Uhr MESZ oder 335 Uhr Ortszeit (= MESZ + 5 h) an.

17.7. 97 Almaty ­ Bischkek

Wir brauchen eine Weile, um unser vieles Gepäck durch den Zoll zu befördern, sonst gibt es keine Probleme. Außerdem entledigen wir uns der schweren Bergstiefel, die wir aus Gewichtsgründen im Flugzeug angezogen hatten. Steffen handelt dann mit den Taxifahrern einen Kombitransfer (Taxi + Bus) nach Bischkek aus ­ einer hatte einen Bruder unter den Busfahrern... Insgesamt sollen die etwa 240 km 50 Dollar kosten.
Dann geht es los: Zu sechst im Wolga und das Gepäck auf dem Dach ­ provisorisch mit etwas Draht befestigt. Erstaunlicherweise fällt nichts runter. Angekommen auf dem Neuen Busbahnhof rennt der eine Taxifahrer rum und sucht seinen Bruder. Eine halbe Stunde später, die Sonne war inzwischen aufgegangen, sitzen wir tatsächlich in einem Kleinbus nach Bischkek, der Hauptstadt
Kirgisiens (ehemals Frunse). Wie offenbar immer ist es mit Gepäck und weiteren Fahrgästen ziemlich eng ­ es sollte aber noch schlimmer kommen.
Es geht ganz gut voran, und nach 3,5 h erreichen wir Bischkek (um 900 Uhr Ortszeit = MESZ + 4 h). Hier ist es sehr warm. Der CNN-Wetterbericht im Internet hatte Temperaturen um 40° C angekündigt, und das scheint sich zu erfüllen. Steffen kümmert sich auf dem Busbahnhof um die Weiterfahrt, während ich Jagd auf etwas Mineralwasser mache. Das gibt es zwar, aber nur gegen kirgisische Som, und ich tausche einige Som ( 1 Dollar = 16,9 Som). Steffen findet unterdessen einen Bus, der aber erst am Abend abfährt, damit sich der Motor auf den Paßstraßen nicht überhitzt.
Steffen und ich fahren mit einem Taxi zwecks weiterer Erkundigungen zu einem anderen Busbahnhof am Basar. Dort finden wir einen Kleinbus, der auch umgehend abfahren soll. Wir handeln einen Fahrpreis von 1400 Som aus (für 625 km), und Steffen holt die anderen mit dem Taxi. Die kommen dann alle mit dem Gepäck in einem Lada. Dann laden wir ein, wobei die Rucksäcke einen Stapel bis unters Dach bilden. Zum Schluß sind wir 10 Leute, und das Gepäck bedeckt fast den ganzen Boden.
Wir fahren gegen 1130 Uhr los und halten noch in Bischkek zum Mittagessen. Es gibt Schaschlyk (7 Som für einen kleinen Spieß) und Tee. Dann geht es weiter. An der ersten Kontrollstation der "highway police" (früher GAI) ist erst mal Pause: Plattfuß hinten rechts. Die vielen Radialrisse im Reifen deuten darauf hin, daß das nicht das erste Mal passiert ist. Wir fahren aber schon relativ schnell weiter ­ um wenig später ein zweites Mal liegenzubleiben. Diesmal dauert die Reparatur etwas länger, und wir kühlen uns in einem Bergbach etwas ab. Nach einem kurzen Zwischenstop an einer Vulkanisierwerkstatt geht es dann ohne weitere Pannen ab, auch wenn die Reifen weiterhin nicht sehr vertrauenerweckend aussehen, vom Profil ganz zu schweigen. Die Kühlung der Maschine wurde an den Steigungen auf eine harte Probe gestellt. Im Extremfall wurde sie an den Tropf gehängt ­ im wahrsten Sinne des Wortes! Der Beifahrer wechselte Wasserflaschen, die der Kühler irgendwie über einen Schlauch aussaugte. Einer Tunneldurchfahrt folgte der erste Paß (3200 m). Nach der Abfahrt in ein Hochtal, in dem auch der Issyk Kul liegt, wurde Pause an einem Kumys-Stand gemacht, wo sich die Kirgisen ­ einschließlich der Fahrer ­ mit dieser vergorenen Stutenmilch versorgten. Durch das Hochtal ging es weiter in westlicher Richtung auf einen weiteren, knapp 3200 m hohen Paß, den wir gegen 2000 Uhr erreichten. Eine Stunde später sind wir in Toktogul, dem Standort eines größeren Wasserkraftwerks. Ein Stück danach gibt es in einem Teehaus Abendbrot. Wir sind vorsichtig und probieren erst mal eine Schüssel Nudelsuppe mit Gulasch. Diese wurde aber für gut befunden und so gibt es noch mal drei. Wir haben alles gut vertragen aber vergessen zu handeln, und so kostet uns das Essen + Tee 100 Som.
Bei der Weiterfahrt versucht es sich jeder für die Nacht so bequem wie möglich zu machen. Zum Schluß liegen wir teilweise übereinander. Ich versuche, mit meinem Rücken den Rucksackhaufen zu stabilisieren um zu verhindern, daß ein unterhalb schlafender Kirgise von so einem 30-kg-Teil erschlagen wird. Alle haben sich inzwischen ausgestreckt. Während alle anderen schlafen, schaut Yeti zu, wie der Fahrer in halsbrecherischer Weise am Steilufer des Toktogul-Stausees langrast. Das läßt dann bei ihm und uns Wünsche nach einer anderen Route bzw. einem anderen Verkehrsmittel für die Rückreise aufkommen. Ein weiterer Grund dafür sollte sich wenige Stunden später ergeben.

18.7.97 Osch

Kurz vor 400 Uhr hielt der Bus an einer Zollstation und ein paar Minuten später waren wir in Usbekistan. Steffen hatte vom Vorjahr schon Schauergeschichten erzählt, und auch wir sollten eine Kostprobe vom Wesen usbekischer Grenzbeamter bekommen. Als Ausländer mußten wir aussteigen, dann wurden die Pässe kontrolliert und bemängelt, daß wir kein usbekisches Visum hatten. Normalerweise ist das auch nicht nötig: Bei Vorhandensein eines Visums eines GUS-Staates kann man sich in einem anderen bis zu 72 Stunden im Transit aufhalten. Steffen hatte mit dem Fahrer über das Problem Usbekistan gesprochen, aber offenbar gibt es keine vernünftige Route, die dieses Land vermeidet. Man fragte uns nach unseren Devisen ("nur ein paar DM für die Rückreise") und begutachtete unsere Armbanduhren ("einfache Plastedinger"). Mir rutscht noch die Zollerklärung raus, wo auch meine Dollarvorräte vermerkt waren. Es bleibt aber alles ohne Folgen.
Der Chef rennt zwischendurch noch mit unseren Pässen davon. Nachdem wir wiederholt versichert hatten, daß wir wirklich keine Waffen dabei haben, können wir den rausgeräumten Rucksack wieder einladen und ohne "Straff" weiterfahren. Gegen 630 Uhr fahren wir ohne weitere Kontrolle wieder aus Usbekistan raus, und wenig später sind wir in Osch. Eigentlich wollte uns der Fahrer zu "Tourbasa" fahren, verschwand aber erst mal auf dem Busbahnhof, und der Beifahrer stellte sich stur. Irgendwann erschien der Fahrer wieder, schimpfte irgendwas mit seinem Beifahrer und fuhr uns raus zur Tourbasa am Stadion. Dort kommen wir dann gegen 800 Uhr an. Man kennt Steffen dort noch vom Vorjahr. Wir beziehen zwei Zimmer in einer Baracke mit Veranda. Nach über 2 Tagen Reise schlafen wir erst mal aus bis es dann am Nachmittag zu warm wird. Dabei ist es in der Tourbasa unter Bäumen, die ständig mit Wasser besprengt werden, halbwegs erträglich. Später gehen wir in die Stadt und auf den Basar. Dorthin nimmt uns Olga und ihr Fahrer mit ­ vom selben Reisebüro, das unsere Einladungen geschickt hat. Sie warten auf ein paar Kanadierinnen, die sie auf einer Trekkingtour führen sollen. Nach dem Einkauf fürs setzen (bzw. legen) wir uns ins Teehaus und essen Abendbrot (Schaschlyk, Tee). Dann laufen wir am Fluß, der die örtliche Badeanstalt darstellt, zurück zur Tourbasa. Eigentlich wollten wir noch in die Sauna (oder wenigstens duschen), aber da der Strom ausgefallen war, ging das leider nicht.
Später kam einer der Söhne des Hauses, nach Steffens Aussage alles stadtbekannte Kickboxer und wirksame Wachen, und fragte nach einer Taschenlampe. Ich ging dann mit ihm los, und er prüfte im Schein meiner Stirnlampe die Schalteinrichtung mit Holzstöckchen auf Spannung. Da keine zu finden war, borgte er sich die Lampe und ging zu einer anderen, etwa 1 km entfernten Schaltstelle, wo er offenbar Erfolg hatte, denn es wurde wieder Licht. Für die Sauna war es aber inzwischen zu spät. Geduscht hatten wir auch schon vorher mit dem Wasserschlauch.

19.7.97 Osch

Als ich morgens aufwachte, waren draußen vor der Tür schon große Diskussionen über alpine Dinge im Gange. Gennadi war aufgetaucht: um die 70, Arzt, Lehrer und zu früher offenbar ein guter Bergsteiger. Er diskutiert mit Steffen über die Problematik, zum Moskwin-Gletscher zu kommen, wobei er der Meinung ist, daß der Pik Lenin doch leichter erreichbar ist. Außerdem verkauft er uns noch Mumio ­ ein 2000 Jahre altes Geheimmittel der asiatischen Medizin, das, äußerlich wie innerlich wie innerlich angewandt, so ziemlich gegen alles helfen soll. Steffen und ich probieren eine leichte Dosis und können zumindest keine negativen Folgen bemerken.
Gennadi geht dann mit Steffen noch mal los, um uns zu helfen, die notwendigen Formalitäten einzuleiten. Es stellt sich raus, daß wir zuerst eine Firma für den Transport und die Verpflegung im Basislager anheuern müssen, damit uns ein gewisser Schamijew das Permit erteilt und den Passierschein für den Militärkontrollposten in Sary Tasch beantragt (für 18 Dollar pro Nase). Dann fahren Steffen und ich mit dem Taxi zum Flugplatz, um uns nach eventuellen Hubschrauberflügen in den Pamir zu erkundigen. Da dort aber keine Hubschrauber mehr stationiert sind, entfielen weitere Fragen nach Flugpreisen. Wir haben dann noch rausgefunden, daß es gute Rückflugverbindungen nach Bischkek und Almaty gibt. Nach dem Einkauf von Yeti und Gerold auf dem Basar gibt es Abendbrot und nachfolgend die Fortsetzung der Skatrunde.
Steffen fragt Olga, ob das Reisebüro "Turkestan" als unsere Firma auftreten könnte. Wir laufen dann ins "Intourist" und versuchen in Karakol anzurufen. Das klappt erst später, aber Pischnienko (der Chef) stimmt zu, uns zu helfen. Schamijew ist natürlich inzwischen weg (Sa.) und kommt erst am Montag wieder.

20.7.97 Osch

Schon den 3. Tag in Osch ist es sehr warm mit Temperaturen an die 40 ° C. Heute passiert nicht viel: Wäsche waschen und auf dem Basar einkaufen (Yeti und Gerold).
Steffen und ich ziehen los, um eine Lizenz von Olga für Schamijew zu kopieren. Es wird eine halbe Stadtrundfahrt, da ja Sonntag ist. Nach zwei geschlossenen Kopierläden finden wir tatsächlich einen offenen, der uns für 1,5 Som (nicht besonders hochwertige) Kopien liefert. Es folgt wieder das allgemeine Relaxen und Skatspielen. Abends geht es in die Sauna der Tourbasa.

21.7.97 Osch

Gleich morgens geht es zu Schamijew, der uns ausschimpft, warum wir nicht noch am Sonnabend nachmittag gekommen sind. Auf einmal reicht auch die normale Einladung von "Turkestan", mit der wir auch schon die Visa bekommen hatten. Olga sitzt auch bei Schamijew drin. Die Sache scheint erst mal ihren Gang zu gehen ­ Schamijew läßt eine entsprechende Genehmigung verfassen. Das Militär muß aber noch zustimmen. Wir sollen am nächsten Tag mit unseren Pässen vorbeikommen.
Später gehen wir noch einmal auf den Basar ­ ohne Yeti (ihm geht es nicht gut). Am Abend besteigen wir Salomons Thron, einen etwa 150 m hohen Kalkberg mitten in der Stadt und ein moslemisches Heiligtum. Abends trainieren dort einige Kickboxer. Wir spielen oben noch einige Runden Skat, um auf den Sonnenuntergang zu warten, da tauchen noch zwei Leute auf, von denen sich einer als Holm aus der Nähe von Nordhausen vorstellt. Er ist schon einige Wochen in Kirgisien und unterstützt dort eine christliche Gemeinde. Wir unterhalten uns eine Weile und fotografieren den Sonnenuntergang. Dann steigen wir runter, und Steffen geht noch mit den beiden mit um einen Film gegen eine Übersichtskarte von Kirgisien zu tauschen.
Heute war es bewölkt ­ teilweise auch bedeckt ­ und es hat zeitweise getröpfelt. Von Salomons Thron habe wir einen Regenbogen gesehen. Offenbar ist die Hitzewelle erst mal vorbei.

22.7.97 Osch

Heute ist es sonnig ­ bei erträglichen Temperaturen (1330 Uhr: 29° C). Es kann natürlich auch sein, daß man sich dran gewöhnt. Morgens sind wir alle vier zu Schamijew gegangen, um unser Permit zu beantragen und zu bezahlen (für Trekking: 30 Dollar pro Nase). Hoffentlich kommen wir damit auch auf den Gipfel. Unsere Pässe lassen wir jetzt da. Schamijew bietet uns auch seine Jeeps (UAZ) für 150 Dollar an. Wir lehnen erst mal ab. Am Nachmittag gehen wir zum Basar und kaufen wie üblich Brot, Mineralwasser und zum Mittag Schaschlyk und Teigtaschen. Steffen versucht noch Galja zu besuchen ­ eine Basislagerbekanntschaft aus dem letzten Jahr.
Wir treffen uns im Teehaus am Basar zum Mittag. Kurz darauf kommt ein Wodkaliebhaber (nach einigen Neugierigen vorher) ­ wir sollen ihm wohl eine Flasche spendieren. Steffen spielt zum Schein mit und macht einen auf Mißverständnis: "Bringe Wodka!" ("Klappt immer"). Dann kommt der Kerl tatsächlich mit einer Flasche an. Wir wehren uns so gut wir können und ergreifen dann die Flucht. Der Abend verläuft wie üblich mit ausgedehnten Skatrunden ­ wir beenden die dritte 100er Runde.

23.7.97 Osch

Schamijew hat die Genehmigung noch nicht. Steffen und ich fahren in die Stadt, um schon mal den Transport ins Basislager (in welches auch immer) zu organisieren. Nach längerem Suchen und Fragen auf dem Busbahnhof geraten wir an den "Direktor", der jemanden kennt. Es mußte jemand sein, der über eine Genehmigung zum Passieren von Sary Tasch hat, um ins Alaital zu kommen. Außerdem braucht man für die letzten 30 km ins Basislager ein hinreichend geländegängiges Fahrzeug. Zwecks Fahrpreisaushandeln vereinbaren wir ein Treffen mit dem Fahrer am Abend in der Tourbasa.
Auf dem Rückweg macht sich bei mir zunehmendes Unwohlsein in der Magengegend bemerkbar, das sich am Abend zu leichtem Fieber und nachts zu Durchfall entwickelt.
Am Abend kommt tatsächlich der Fahrer mit dem Direktor. Wir begutachten das Auto: Es ist wieder so ein Kleinbus, aber (theoretisch) mit Allradantrieb ­ die vordere Kardanwelle fehlt. Steffen handelt eine etwas komplizierte Fahrtroute aus: von Osch in's Alaital und nach Dshirgatal in Tadshikistan mit einem Tag Aufenthalt dort (zwecks Lagepeilen für einen Hubschrauberflug ins Moskwin-Basislager) und eventueller Rückfahrt zur Zwiebelwiese am Pik Lenin. 3500 Som soll die Sache kosten (incl. 100 Som Anzahlung). Am nächsten Morgen soll er noch mal wiederkommen, um den Abreisetag festzulegen, der wegen der fehlenden Genehmigung noch in der Luft hängt.
Am Abend läuft außer einer netten Unterhaltung mit Jacek aus Polen nicht viel ­ ich muß meinen Bauch pflegen. Nachts muß ich ein paar Mal raus, da sich inzwischen der Darm meldet.

24.7.97 Osch

Der Durchfall hat sich voll entwickelt. Zum Glück brauche ich aber nur selten auf den Lokus. Die Fahrer kommen noch mal, zwar nicht wie vereinbart um 800 Uhr, sondern erst um halb zehn, aber egal. Trotz der noch fehlenden Genehmigung vereinbaren wir Sonnabend (26.7.) 600 Uhr als Abfahrtstermin. Steffen und Gerold gehen in die Stadt während Yeti und ich die Stellung in der Tourbasa halten ­ für den Fall, daß Schamijew die Dokumente wie versprochen selbst bringt.
Vormittags verschwindet eine polnische 3er-Gruppe, die uns bei Schamijew schon ein paar mal über den Weg gelaufen sind und einen unsympathischen Eindruck machten. Jacek und sein Begleiter waren schon am Morgen abgereist. Alle wollen zum Pik Lenin. Gegen 1600 Uhr gehen wir zu Schamijew und treffen ihn wieder beim Schachspielen. Er hat aber unsere Dokumente fertig. Steffen und ich gehen noch mal in die Stadt.
Das Fieber ist weg und der Durchfall läßt einen größeren Aktionsradius zu. Ich lasse die Dokumente kopieren ­ Steffen geht noch mal zum Fotografieren auf den Basar. Abends erfolgt dann die endgültige Festlegung der Lebensmittelliste ­ also was wir am nächsten Tag auf dem Basar einkaufen müssen.
Heute kam eine Gruppe Tschechen in der Tourbasa an, die am Pik Lenin war. Sie haben es nicht geschafft ­ sich aber auch nur 2 Wochen Zeit genommen. In der ersten Woche soll das Wetter schön gewesen sein, aber in der zweiten hätte es jeden Tag geschneit, und sie wären auf 6500 m im Schnee steckengeblieben.

25.7.97 Osch

Heute geht es zum Basar die restlichen Vorräte einkaufen. Wir ziehen schon früh los und errichten im Teehaus ein Depot. Yeti spielt gerne den Bewacher ­ er hat was gegen den Basar.
Nach 2­3 Gängen haben wir unser Zeug zusammen und, es fehlt nur noch das Benzin. Wir mieten ein Taxi und schicken Yeti schon mal nach Hause. Der Taxifahrer bringt uns zu einer ersten Tankstelle. Dort haben sie aber nur 76-Oktan-Sprit. Der Tankwart versicherte uns, daß es in der Region keinen besseren gibt, da die Raffinerien im Ferganatal keinen anderen produzieren würden ("Wer was anderes behauptet lügt!"). Wir probieren aber trotzdem noch eine andere Tankstelle. An der usbekischen Grenze gibt es schon 93er Sprit ­ aber erst morgen. An der dritten Tankstelle in der Nähe des Flughafens aber werden wir fündig: 96 Oktan ­ angeblich. Aber immerhin tanken dort auch Mercedesfahrer. Wir füllen mit Hilfe des Taxifahrers 15 l in 10 1,5 l Mineralwasserflaschen, und es bleibt doch fast eine Flasche übrig. Scheinbar ist hier der Liter etwas kleiner... Dann fahren wir in die Tourbasa und machen uns ans Packen. Unser Gesamtgepäck beträgt jetzt etwa 260 kg.
Am Abend fassen wir noch einen Mehrheitsbeschluß, direkt zum
Pik Lenin zu fahren (Steffen war dagegen). Tadshikistan enthält nach unserer Meinung zu viele organisatorische und finanzielle Unwägbarkeiten.
Dann steht noch Sauna auf dem Programm. Vorher geben wir vom Hotel "Intourist" noch unsere Reisepläne nach Hause durch. Ein paar Tage vorher hatten wir schon mal unsere Position in die Heimat gefaxt.


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