Bericht Chile/Bolivien 2003, Teil 3

15.08.03 Nevados de Putre - Lagunas

Heute schlafen wir etwas länger als gestern und warten, bis die Sonne auf das Zelt scheint. Vorher messe ich noch mal die Temperaturen: draußen -11°C, unter der Zeltapsis -8°C und im Zelt (mit 2 Personen) -3°C. In der Tropensonne wird es aber schnell warm. Wir frühstücken (mit Amaretto-Beuteltee) und packen unsere Sachen. Kurz vor 10 Uhr sind wir startklar und marschieren los – zurück nach Las Cuevas. Unterwegs sehen wir, wie immer, viele Vicuñas, aber auch das erste Mal fünf Ñandus. Die Fluchtdistanz dieser Laufvögel ist aber ziemlich groß. Yeti versucht, sie mit seinem Teleobjektiv zu fotografieren. Als wir uns der Hauptstraße und der Nationalpark-Station nähern, fährt der erste Bus nach La Paz vorbei. Vorher (gegen 11:50 Uhr) war schon einer in Richtung Arica gefahren. Als wir gerade an der Station angekommen sind, taucht unten ein zweiter Bus auf. Es ist dieselbe Verbindung, mit der wir von Arica nach Putre gefahren waren. Ich stürze los und hole unseren Ausrüstungssack hinterm Haus hervor, während Yeti den Bus anhält. Unser Gepäck wird schnell eingeladen, und es geht los nach Bolivien. Wir werden bis Lagunas fahren, wo eine Straße ins 12 km entfernte Dorf Sajama abzweigt. Im Bus füllen wir erst einmal die Zettel für die bolivianische Paßkontrolle aus. Dann können wir bei im Gegensatz zum letzten Jahr schönstem Wetter die umliegenden Berge und den Chungará-See betrachten und fotografieren. Die Schneegrenze liegt deutlich höher als im März letzten Jahres. Die Grenzkontrolle am Lago Chungará (Chile) und in Tambo Quemado (Bolivien) ziehen sich etwas hin, aber nach zwei Stunden sind wir durch. In Tambo Quemado tauschen wir ambulant bei einer Frau vor der Türe noch ein paar Dollars gegen Bolivianos. (10 US$ = 76 Bolivianos). Jetzt geht es schnell weiter – der Busfahrer macht Streß. Bis Lagunas sind es nur noch 9 km (nicht 19 km, wie auf dem Hinweisschild). Hier steigen wir aus und zwei andere Bergsteiger ein. Wir haben leider keine Zeit mehr, sie nach den Verhältnissen am Berg zu fragen. Dann fährt der Bus ab, und wir stehen allein an der Straße neben dem Ort. Wo der Abzweig nach Sajama beginnt, wissen wir noch nicht genau. Die verschiedenen Karten und Skizzen geben übrigens unterschiedliche Namen für den Ort am Abzweig an. Gängig ist noch „Estancia Laguna“. Aber egal, ob das ein Synonym ist, hier gibt es ein „Lagunas“ (hinter uns steht ein „Restaurant Lagunas“), und in Norden erhebt sich unübersehbar der Sajama, der höchste Berg Boliviens (6542 m). Hier in Lagunas sind wir auf 4160 m. Über die Hauptstraße kommt uns ein Radfahrer entgegen, den wir nach dem Weg fragen. Er ist gleich sehr hilfsbereit und kennt sich offenbar aus. In einer Stunde will er uns selbst nach Sajama bringen. Erst muß er aber sein Auto reparieren, das kaputt in Tambo Quemado steht. Dorthin will er jetzt radeln. Zuerst verfrachtet uns Justino in das „Restaurant Lagunas“, das ihm gehört und das sich als Herberge erweist. Hier stehen vier Betten, es gibt so etwas wie eine Bar. Der öllache auf dem Boden nach zu urteilen, hat Justino hier mal einen Motor repariert. Er selbst ist wohl (Berg??)Führer. Als wir ihm unsere Pläne vom Sajama erzählen, plant er gleich für uns den Transfer ins Basislager. Es scheint auch bezahlbar zu sein, und wir willigen ein. Wir werden also erst mal hier bleiben und in Lagunas schlafen, um dann morgen über den Ort Sajama ins Basislager aufzusteigen.

Dann fährt Justino nach Tambo Quemado, nachdem er uns den (falschen) Schlüssel für die Hütte dagelassen hat. Wir lassen also die Tür auf und gehen auf Fototour in den Ort. Wir fotografieren die Umgebung und den Sajama vor einer Kirche des Ortes. Die Payachatas liegen schon etwas im Gegenlicht. Später kommt Justino mit seinem Jeep, und es gibt Coca-Tee und Kakao. Dabei klopfen wir unsere Pläne fest und erklären Justino, daß wir noch einen Akklimatisationsgang ins Hochlager einschieben wollen, bevor wir dort schlafen und den Gipfel angehen werden. Vor dem Abendbrot wartet Yeti seine Kocher und ich meine Stirnlampe (Wackelkontakt). Außerdem versuche ich die „High-Class Quartz Clock“ an der Wand zu stellen. Das Schlagwerk macht aber was es will. Kurz vor 20 Uhr gibt es Essen. Justino hat eine Erbsensuppe mit Röstkartoffeln sowie Reis mit Fleisch und Kartoffel gekocht. Draußen ist es inzwischen stockfinster. In der Nacht nervt die „High-Class Quartz Clock“, weil sie den Melodiegong manchmal dreimal hintereinander ertönen läßt. Manchmal ist aber auch für zwei Stunden Ruhe.

16.08.03 Lagunas – Basislager Payachatas

Heute morgen soll es zum Sajama gehen. Justino macht Frühstück mit Spiegelei-Brötchen und Kakao + Cocatee. Dann geht es mit dem Jeep in den 12 km entfernten Ort Sajama. Hier tragen wir uns in das Buch der Nationalpark-Verwaltung ein und bezahlen 20 Bolivianos Gebühr. Mit dem Berg gibt es ein paar Schwierigkeiten, weil man uns nicht ohne Führer rauflassen will. Ein Franzose war zwar allein oben, aber es hätte sich vor ein paar Tagen eine Gruppe im Abstieg (von einer Über­schreitung?) verirrt, die dann eine Nacht oben bleiben mußte. Der Führer würde für zwei Tage 100 US$ kosten. Da das vor allem Yeti nicht gefällt, planen wir auf die Payachatas (die „Zwillinge“ Parinacota und Pomerape) um. Die Nationalpark-Verwaltung berät zwar noch einmal, bleibt aber bei ihrer Entscheidung. Zu den Payachatas dürfen wir ohne Führer – ich selbst werde zu einem solchen erklärt, nachdem wir beide eine Tourenliste abgegeben und schriftlich die Verantwortung übernommen haben. Die Esel ins Sajama-Basislager werden also wieder abbestellt, und Justino fährt uns persönlich ins 20 km (Straße) entfernte Basislager der Payachatas unterhalb des Verbindungssattels. Der Franzose tankt 4 Liter Wasser und geht zu Fuß (Luftlinie ca. 12 km). Wir haben dafür etwas viel Gepäck und wollen auch länger bleiben. In Sajama kaufen wir mit Justinos Hilfe Brötchen für 10 Bolivianos (ca. 40 Stück). Käse oder Wurst ist nicht zu bekommen. Wir haben zwar noch ein paar Reste, aber wir werden wohl streckenweise von Wasser und Brot leben müssen. Ersteres besorgt uns Justino in kleinen Ort Plazuela, denn im Basislager gibt es nichts. Zwei 20l-Kanister werden auf das Autodach geladen.

Wenig später macht der Jeep in der lockeren Vulkanasche erste Schwierigkeiten. Einen Aufschwung kommen wir noch hoch, dann ist erst mal Ruhe: Die Bremse vorne links blockiert. Justino werkelt 2 Stunden, bis er die Bremszylinder entfernt hat. Mit 3 gebremsten Rädern geht es ins nicht mehr weit entfernte Basislager auf 4800 m Höhe. Hier verabschieden wir uns von Justino und zahlen ihn erst mal aus:85 Bolivianos für Kost und Logis und den Transfer nach Sajama sowie 40 US$ für die Fahrt ins Lager. Am 21. August um 7:30 Uhr will er wieder da sein und uns direkt nach Tambo Quemado zum Bus bringen. Da sind dann noch mal 40 US$ fällig. Außer uns kampiert hier im Lager noch eine Gruppe aus zwei Österreichern, mit einem Argentinier, der den Jeep hüten muß. Wir schaffen es gerade noch auf einen kurzen Schwatz, bevor sich die Österreicher auf den Weg zum Sattel machen. Von dort aus wollen sie morgen auf den Parinacota (6348 m) und einen Tag später auf den Pomerape (6222 m). Wir selbst trinken erst mal einen Tee und essen Brötchen (trocken). Dann machen wir noch einen Nachmittagsspaziergang in Richtung Sattel, kehren aber nach einer Stunde wieder um und steigen die erreichten 250 Höhenmeter wieder zurück. Im Abstieg begegnen wir dem Franzosen vom Sajama, der direkt zum Sattel steigt. Da die Sonne gegen 17 Uhr hinterm Pomerape verschwindet, ziehen wir das Abendbrot vor und brauchen diesmal nicht im Zelt essen. Anschließend füllen wir noch etwas Wasser in unsere kleineren Behälter um, die wir im Zelt vor dem Frost schützen können. In der Nacht habe ich zur Abwechslung mal Bauchschmerzen. Das könnte von dem Wasser in den Kanistern kommen, in denen vorher so etwas wie Verdünnung war. Ein Kanister ist gerade so genießbar, den anderen werden wir, so gut es geht, meiden.

17.08.03 Basislager – Hochlager Payachatas

Die Sonne scheint relativ früh auf das Zelt, aber wir lassen uns mit dem Aufstehen trotzdem Zeit. Von unten kommt ein Bolivianer und macht es sich neben dem Basislagerschild bequem. Während wir frühstücken, werden es immer mehr. Bald sind es sieben Leute, die wohl für eine noch kommende Gruppe als Führer/Träger tätig sein werden. Wir packen unsere Sachen für das Hochlager, wo wir zweimal übernachten wollen, und von wo aus wir den Parinacota besteigen wollen. Danach werden wir für einen Tag ins Basislager absteigen, um unsere Vorräte zu ergänzen. Danach soll der Pomerape dran sein, der andere der Payachatas. Als wir schon ein Stück aufgestiegen sind, hören wir von unten Motorengeräusche. Einige Zeit später setzt sich eine Karawane in Bewegung. Ich fürchte, daß sie einen besseren Weg kennen und uns die besten Zeltplätze am Sattel wegschnappen. Also forciere ich das Tempo, was Yeti nicht so gefällt. Der Sattel will und will aber nicht kommen – nach jeder Bodenwelle kommt eine neue. Die andere Gruppe, die erst schnell unterwegs war, holt aber nicht weiter auf. Schließlich sehe ich sogar ein paar Leute zurückgehen. Wir finden auch einen brauchbaren Lagerplatz auf 5300 m am Einstieg zum Parinacota – jedenfalls führen von hier Pfadspuren nach oben. Den eigentlichen Sattel haben wir aber immer noch nicht erreicht. Wir schlagen das Zelt auf und kochen Tee. Später kommen einige Teilnehmer der Großgruppe vorbei, die einen Akklimatisations­spaziergang machen. Es sind auch Österreicher, die mit einem bolivianischen Reisebüro unterwegs sind.

Während Yeti sich etwas ausruht, mache ich noch einen Erkundungsgang. Der eigentliche Sattel liegt zwei Mulden weiter, von wo aus auch der Südwestgrat auf den Pomerape anzugehen wäre. Dicht am Sattel zelten auch die beiden Österreicher, die gestern aufgestiegen waren. Heute waren sie auf dem Parinacota und berichten von vielen Penitentes (Büßer­schnee). Morgen wollen sie auf den Pomerape, aber über die steile Südflanke. Zusammen mit den Österreichern aus der Großgruppe kehre ich wieder um. Sie zelten 200 Höhenmeter weiter unten und haben auch den französischen Alleingänger gesichtet. Wir müssen sein Zelt bei unserem Aufstieg übersehen haben. Wieder an unserem Zelt packen Yeti und ich unsere Rucksäcke für morgen und essen Abendbrot.

18.08.03 Hochlager Payachatas – Versuch Parinacota

Die Großgruppe der Österreicher hatte angekündigt, um 3 Uhr losgehen zu wollen, aber schon um viertel 4 Uhr kommen die ersten am Zelt vorbeigestapft. Wir stehen um 4 Uhr auf und frühstücken Käse (ausnahmsweise) und Brötchen. Kurz vor 5 Uhr sind wir für den Parinacota marschfertig. Die Lichter der Österreicher sind bereits weit oben, aber zwei kehren auch schon um. Wir steigen auf und queren in der Dunkelheit zum Aufstiegsgrat der anderen. Der Untergrund besteht aus Vulkanasche und Schutt und ist sehr anstrengend zu begehen. Schließlich werden wir auf einem anderen Weg überholt – da scheint jemand gut in Form zu sein. Wir erreichen den einen Grat aus härterem Gestein, neben dem es sich besser geht. Trotzdem drifte ich wieder ins Geröll ab, wo man auf einen Schritt vorwärts zwei zurückrutscht. Als die Sonne aufgeht, sind wir kurz vor der Firnkante, 400 Höhenmeter über dem Lager. Die Österreicher haben inzwischen die Firnkante und die letzten 600 Höhenmeter in Angriff genommen, sind aber nicht besonders schnell. Wir haben aufgeholt, uns aber auch stark verausgabt. In diesem Tempo werden wir es nicht bis zum Gipfel schaffen, denn wir haben bis hierher drei Stunden gebraucht. Von oben sehen wir die beiden Österreicher, die gestern hier oben waren. Sie sind immer noch am Zelt, gehen also wahrscheinlich heute nicht auf den Pomerape.

Nach einer Fotopause treten wir den Rückzug an und sind schon nach einer Stunde wieder am Zelt. Hier ruhen wir uns aus, wobei es wieder ziemlich warm wird. Später gibt es das übliche Mittagessen aus Tee und Tütensuppe mit Brötchen, die wir reichlich haben. Das Wasser gewinnen wir aus Schnee, denn es gibt genügend Reste von Penitentes. In der Zwischenzeit schauen wir nach den Österreichern, aber an der Kante rührt sich nichts. Wir sehen sie auch nicht mehr – wahrscheinlich haben sie einen anderen Abstiegsweg gewählt.

19.08.03 Payachatas: Hochlager - Basislager – Hochlager

Heute schlafen wir aus, weil wir nur mal ins Basislager absteigen wollen, um unsere Vorräte zu ergänzen. Beim Abstieg begegnen wir einer neuen, kleinen Gruppe, die einen Spaziergang macht. Ihr Lager haben sie auf 5100 m aufgeschlagen. Von den Österreichern ist nichts zu sehen. Wir können aber eine Spur oben im Geröll sehen – sie sind offenbar direkt abgestiegen. Runterzu geht es in der Regel einfacher. Unten im Basislager füllen wir unsere Wasserbehälter auf, bewerten aber die Flüssigkeit aus dem zweiten Behälter als ungenießbar mit Verdünnung verseucht. Der Behälter ist wohl das erste Mal mit Wasser befüllt worden. Zum Glück haben wir für die Wassergewinnung genügend Kocherbenzin und Schnee im Hochlager. Der Jeep der beiden Österreicher und des Argentiniers steht nicht mehr da. Sie sind also ohne weiteren Gipfel abgereist. Beim Wiederaufstieg begegnen wir der kleinen Gruppe vom Vormittag mit ihrer Träger­karawane. Sie kehrt auch zum Auto zurück – wir sind also wieder allein am Berg (zumindest auf dieser Seite). Runterzu hatten wir eine knappe Stunde gebraucht - oben im Lager unterm Sattel sind wir nach zwei Stunden. Yeti fühlt sich nicht richtig in Form, aber erst mal planen wir für morgen einen zweiten Versuch am Parinacota. Oben angekommen gibt es erst mal wieder Tee, und wir halten Siesta. Zum Abendbrot rühren wir uns diesmal auch ein Mousse au Chocolate an.

20.08.03 Payachatas: Hochlager - Basislager

Um 4 Uhr klingelt wieder der Wecker zum zweiten Parinacota-Versuch. Wir frühstücken Brötchen mit Käse (die letzten Scheiben) und Salami; dann machen wir uns endgültig startklar. Als Yeti beim Schuhanziehen außer Atem gerät, befindet er seine Form als nicht ausreichend, und wir brechen den Versuch noch vor dem Start ab. 10 Minuten später liegen wir wieder in den Schlafsäcken. Für einen Alleingang hatte ich nicht die rechte Lust, und zumindest der Anstieg zur Firnkante ist auch etwas heikel – zumindest kann man sich leicht den Fuß verknacksen. Wir erwägen noch, am Vormittag einen alternativen Anstieg zum Firn auszuprobieren, lassen es aber sein. Nach dem (zweiten) Frühstück schmelzen wir noch soviel Schnee, daß wir bis morgen früh gutes Trinkwasser haben. Das restliche Benzin muß vor dem Heimflug sowieso weg. Kurz vor 11 Uhr steigen wir ins Basislager ab, wo uns Justino morgen abholen will. Unterwegs begegnen wir einer weiteren Gruppe, die ins Hochlager aufsteigt. Sie haben in unserem Depot einen Wasserkanister abgestellt. Nach einer knappen Stunde sind wir wieder unten. Nach dem Zeltaufbau kochen wir erst mal Tee und Brühe. Später machen wir noch einen Kurztrip auf einen nahegelegenen, ca. 5000 m hohen Aussichtsberg. Von dort hat man eine gute Sicht auf die umliegenden Berge und vor allem den Pomerape.

Nach der Rückkehr ins Basislager gibt es bald Abendbrot, da die Sonne hier schnell hinter den Bergen verschwindet. Morgen werden wir früh aufstehen müssen, da uns Justino schon um 7:30 Uhr abholen will.

21.08.03 Basislager Payachatas - Arica

Morgens um 6 Uhr klingelt der Wecker, und wir frühstücken noch im Dunkeln Brötchen und den letzten Wurstzipfel. Gegen 7 Uhr bewegen wir uns aus dem Zelt uns räumen zusammen. Justino erscheint kurz vor 7:30 Uhr in seinem Jeep und einer Staubwolke. Wenig später haben wir aufgeladen (incl. des fast vollen Kanisters mit dem „verdünnten“ Wasser), und es geht über die Buckelpiste zurück nach Plazuela, wo die Kanister wieder abgeliefert werden. Zwischendurch rückt Justino einen verdrehten Wegweiser wieder gerade. Dann geht es, ohne noch mal nach Sajama zurückzukehren, direkt nach Tambo Quemado. Hier finden wir den Jeep der Österreichischen Kleingruppe wieder – er parkt neben der Gesundheitsstation. Justino setzt uns an der Straße direkt vor der Zollkontrolle raus, und wir bezahlen noch mal unsere 40 US$. In einer halben Stunde soll ein Bus kommen, aber es erscheinen nach wenigen Minuten zwei. Wir laden unser Gepäck gerade in den zweiten, als ich feststelle, daß meine Kamera weg ist! Sie liegt wahrscheinlich noch in Justinos Jeep auf dem Rücksitz. Die Österreicher haben offenbar ihren Arztbesuch beendet, denn ihr Auto parkt jetzt in der Nähe. Hérman, ihr argentinischer Fahrer, bietet mir an, schnell noch mal nach Lagunas zurückzufahren. Wir fahren also schnell noch mal aus dem Niemandsland zurück nach Bolivien. In wenigen Minuten sind wir am „Restaurant Lagunas“, aber von Justino oder seinem Jeep ist nichts zu sehen. Wir machen noch eine kurze Ortsrundfahrt und fragen einen alten Mann, haben aber keinen Erfolg. Als wir wieder in Tambo Quemado sind, ist dort von Yeti, dem Gepäck und dem Bus nichts mehr zu sehen. Ich erledige schnell die Grenzformalitäten und steige noch mal zu Hérman in den Jeep, um mich die 5 km zur chilenischen Grenzstation Chungará fahren zu lassen. Einer der Österreicher hat einen Tropf dran. Er hatte wohl Höhenprobleme, was auch der Grund war, weshalb sie nicht auf dem Pomerape waren. Die beiden haben Yeti das letzte Mal bei der Paßkontrolle gesehen. Ich hoffe, Yeti in Chungará zu finden, wo die Grenzkontrollen schon auf der Hinfahrt etwas länger gedauert haben. In der Grenzstation finde ich zuerst meinen Rucksack und dann Yeti. Das Gepäck wird hier noch einmal geröntgt, und die Prozedur dauert seine Zeit. Ich gebe Hérman noch meine Adresse und Justinos Koordinaten, dann trennen sich unsere Wege. Sie wollen trotz des am Tropf hängenden Kumpels zum Guallatiri (auch ein 6000er), später aber wieder nach Bolivien zurückkehren und nach der Kamera gucken. Die Fahrt nach Arica geht schnell vonstatten. Um festzustellen, wo die Straße wirklich entlangführt, zeichne ich die Routenführung mit dem GPS-Gerät auf. Irgendwie scheint die chilenische IGM-Karte (1:250000) nicht ganz aktuell zu sein, obwohl z.B. Putre punktgenau eingetragen ist. Im Busfernsehen läuft „X Men 1“, so daß wir jetzt beide Teile kennen, nur daß sie synchronisiert waren. Um 13 Uhr laufen wir in Arica ein und sind somit in weniger als 6 Stunden um fast 5000 m abgestiegen. Entsprechend langsam bewegen wir uns in der dicken Luft (der Luft­wieder­stand!). Wir lassen uns von einem Taxifahrer abfangen, der uns ins „Hostal Las Palmas“ verfrachtet (nicht „Hotel“, das gibt es auch noch). Die Fahrt kostet nichts und das Hostal 6000 Pesos pro Nase – mit Frühstück. Wir checken ein und hinterlassen in der Dusche mächtige Sedimentschichten aus Vulkanasche. Dann gehen wir was essen – im Bus waren wir leer ausgegangen. In einem Restaurant um die Ecke nehmen wir das Tagesmenü. Danach laufen wir zum Busterminal und buchen für morgen eine Fahrt direkt nach San Pedro de Atacama, wo wir unsere Rückreise nach Santiago für 2 bis 3 Tage unterbrechen wollen. Vor dem Abendbrot tausche ich meine Bolivianos in chilenische Pesos (ca. 25% Verlust), dann gibt es „Sandwichs“. Relativ früh geht es ins Bett.


Teil 2
Berge-Seite 
Teil 4

© by mailto:guntau@gmx.de, 2003
tel.: ++49/(0)3641/829993