Bericht Chile/Bolivien 2003, Teil 4

22.08.03 Arica

Gegen 8 Uhr stehen wir auf und gehen im Hostal frühstücken – mit Blick auf die Stadt und den Küstenberg El Morro. Wir bekommen ein vergleichsweise reichliches Essen mit belegten Brötchen von ausreichender Größe. Als wir uns gegen halb 10 Uhr in die Stadt aufmachen, ist diese immer noch am Aufstehen. Wir finden trotzdem ein offenes Internet-Café (ohne Kaffee) und können ein paar Meldungen in die Heimat absetzen. Dann gehen wir zum richtigen Kaffee über und schreiben in einem Straßencafé ein paar Postkarten. Vorher hatten wir schon den El Morro (145 m) bestiegen und eine von Eiffel (der vom Pariser Eiffelturm) gebaute Kirche besichtigt, die natürlich auch ein Stahlskelett besitzt. Mittag gibt es in einem peruanischen Restaurant am Hafen – natürlich Fisch. Nach dem Essen schicken wir unsere inzwischen geschriebenen (und in Putre gekauften) Postkarten an der Hauptpost ab und laufen zum Ufer. Der Stille Ozean zeigt sich gar nicht so still und produziert schöne Wellen, die sogar einige Surfer zum Wellenreiten animieren. Yeti fotografiert das Wassergeflügel, vor allem die Pelikane. Der Kot der Kormorane hat schon etliche Bäume absterben lassen, und man muß aufpassen, wo man drunter langgeht. Später besuchen wir noch einmal das Café, in dem wir am Vormittag schon mal waren. Statt eines „Cappuccino“ (hier: Kaffee mit Schlagsahne und Strohhalm) nehme ich diesmal einen „Cafelatte“, der (fast) einem richtigen Cappuccino entspricht. Gegen 19 Uhr holen wir im Hostal unser Gepäck ab und lassen uns für 1000 Pesos in einem Richtungstaxi No. 4 (No. 8 geht auch) zum Busbahnhof chauffieren. Dort essen wir Abendbrot und warten bis zum Check-In um 21:30 Uhr. Wegen einer Freihandelszone (?) und irgendwelcher Fruchtfliegen wird das Gepäck bei Fahrten in Richtung Süden kontrolliert, aber nicht in die Gegenrichtung. Es dauert dann noch etwas, aber irgendwann geht es auch bei uns los. Als wir schon im Abfertigungsraum stehen, vermißt Yeti seinen Fotoapparat. Außerdem hat ihn irgend jemand von hinten mit Joghurt oder ähnlichem bekleckert – wahrscheinlich ein Taschendiebtrick. Er erinnert sich noch an einen Typen, der ihn auf die Schmiere hingewiesen hat. Yeti rennt über den Busbahnhof, aber von der Fototasche ist natürlich nichts mehr zu sehen. Wir müssen also erst mal in Arica bleiben, da sich in der Fototasche vor allem auch Yetis Paß befindet. Jetzt haben wir also beide unsere Fotoapparate eingebüßt. Tur-Bus stellt sich bei der Rücknahme der Tickets erst mal stur. Später kümmert sich eine Touristen-Information vom Busbahnhof um uns und holt einen Dolmetscher und die Carabineros ran. Im Büro der Information beginnt eine ruhige, aber etwas langwierige Verhandlung, in der alles aufgenommen wird. Zwischendurch schafft es ein Angestellter das Geld für die Bustickets wiederzubekommen. Yeti hat eine Paßkopie dabei, die die Sache erleichtert. Ein weiteres Problem ist noch, daß er sich mit der australischen Botschaft in Verbindung setzen muß, da er ja dort arbeitet. Die Information hat uns auch eine Unterkunft besorgt („Residencial Tres Soles“), die direkt gegenüber des Busbahnhofes liegt und nur 3500 Pesos kostet. Dort ist allerdings gerade eine Großfamilie eingezogen (Verwandte des Besitzers?). Nach Mitternacht zieht allmählich Ruhe ein.

23.08.03 Arica

Gegen 7 Uhr kommt schon wieder Leben ins Haus. Die Kinder sind natürlich noch nicht ausgeschlafen und heulen rum. Wir frühstücken um 8 Uhr, weil um 9 Uhr der Dolmetscher kommt und mit Yeti noch mal zu den Carabineros fährt. Yeti braucht vor allem ein Duplikat des Einreisezettels aus Chungará für die spätere Ausreise. Der Dolmetscher kommt pünktlich und fährt mit Yeti ab, während ich mich zu Fuß in die Stadt aufmache. Wir haben uns einen Treffpunkt vor dem deutschen Konsulat ausgemacht. Ich schaue mich mal nach kleinen Kameras um, da wir ja jetzt keine mehr haben. Kaufen müßte sie Yeti, denn ich habe so eine schon, nur zu Hause. Wie schon gestern kommt auch heute die Stadt nur langsam in Schwung. Heute wirbt die Army in der Stadt. Vor der Staatsbank demonstrieren die Gebirgsjäger ihre Ausrüstung (Zelte, überdrucksack etc.). Gegen 12 Uhr treffe ich Yeti gegenüber dem Konsulat, und wir gehen erst mal was essen. Die erhältlichen Kleinkameras begeistern Yeti nicht, und so werden wir erst mal ohne Fotos weitermachen. Yeti hat die Formalitäten in Arica erledigt und auch schon Busfahrscheine besorgt. Wir werden heute abend um 23:30 Uhr mit Pullman direkt nach Santiago fahren. Da Yeti auf die Botschaften muß, haben wir natürlich keine Zeit mehr für die Atacama. Den Nachmittag verbringen wir in Cafés und an der Küste. An der über 100 m hohen Westwand des El Morro machen die Gebirgsjäger eine Bergungsübung. Dabei verhängen sich die Tragseile häufig was für den „Patienten“ durch die Schräglagen etwas unangenehm sein dürfte. Nach dem Abendbrot im „21“ bewegen wir uns langsam zur Herberge am Busbahnhof. Nachdem wir unser Gepäck abgeholt haben, warten wir noch eine Weile auf unseren Check?In. Diesmal geht alles glatt, und kurz vor Mitternacht geht es ab nach Santiago. In der Nacht erfolgen noch die üblichen Handgepäckkontrollen, wohl bei Ein- und Ausreise aus der Freihandelszone von Iquique.

24.08.03 Bus: Antofagasta – La Serena

Nach dem nicht sehr reichlichen Busfrühstück leisten wir uns in Antofagasta ein paar Empanadas. Dann geht es von der Küste weg wieder hoch in den trockensten Teil der Fahrt durch die Atacama-Wüste. Die Video-Filme im Bus sind diesmal etwas actionreicher, wahrscheinlich weil keine Kinder im Bus sind. Mittagessen gibt es hinter Chañaral: Kaltes Schnitzel(chen) mit Reis. Wir haben uns allerdings mit Mineralwasser und Müsliriegeln gegen die größten Versorgungslücken abgesichert. Hinter La Serena, schon spät am Abend, gibt es noch ein zweites Abendbrot mit Käse­brötchen. Der letzte Videofilm ist gegen 1 Uhr zu Ende.

25.08.03 Santiago de Chile

Schon um 5 Uhr morgens wird geweckt, und es gibt das übliche Busfrühstück: Kaffee und ein paar Kekse. Kurz vor 6 Uhr, also eine Stunde früher als versprochen, sind wir in Santiago auf dem Busterminal San Borja, wo wir auch schon letztes Jahr angekommen waren. Da die erste Metro erst in einer halben Stunde fährt, müssen wir uns noch etwas gedulden. Dann geht es über drei Stationen und etwas Fußmarsch zur Jugendherberge. Hier checken wir ein und essen noch mal Frühstück. Später besucht Yeti die Botschaften, und ich hole etwas Schlaf nach. Später packe ich im Hof das Zelt noch mal ordentlich und flugtauglich zusammen. Wir werden es vorerst nicht mehr brauchen. Von Hérman ist eine e-Mail eingtroffen. Er schreibt, daß sie noch mal in Lagunas waren, Justino aber wieder nicht angetroffen haben. Gemeinsam mit den Leuten vom Reisebüro in der Jugendherberge verfasse ich eine e-Mail an Justino. Mal sehen, ob er sich meldet. Er hatte aber um Post gebeten, auch als ich meine Kamera noch hatte. Gegen 12 Uhr kommt Yeti zurück und war offenbar erfolgreich. Den Hilfspaß soll er morgen bekommen, und die Australier haben sich auch kooperativ gezeigt. Jetzt gehen wir erst mal in die City zum Mittagessen. Dazu fallen wir diesmal bei einem Chinesen ein – mal was anderes als das chilenische Fast Food. Auf dem Rückweg zur Jugendherberge besuchen wir das LanChile-Büro, da Yeti seine Flüge eventuell umbuchen muß, wenn Paß und Visum doch nicht rechtzeitig fertig werden. Wir erfahren aber nur, daß er sich an Qantas wenden muß. Das Kaffeetrinken fällt diesmal aus, da wir noch vom Mittagessen abgefüllt sind. So gibt es in der Jugendherberge die restlichen Müsliriegel und Brausetablettenwasser. Zum Abendbrot rücken ins “Las Vacas Gordas“ ein, ein schon etwas nobleres Restaurant in der Nähe der Jugendherberge. Viel teurer als die üblichen Schopperias (Kneipen) ist es aber auch nicht. Die Lasagne ist gar nicht schlecht, verursacht bei mir aber in der Nacht mächtiges Sodbrennen.

26.08.03 Santiago de Chile

Da Yeti wieder auf die Botschaften muß, unternehme ich heute mal was allein. Organisiert vom Reisebüro in der Jugendherberge mache ich einen Ausflug zu zwei Weingütern am Stadtrand mit. Der Kleinbus mit dem Reiseführer sammelt erst noch weitere Interessenten in der Stadt ein und macht so noch eine kleine Stadtrundfahrt. Erstes Ziel ist dann Chiles größtes Weingut „Concha y Toro“, das genau 120 Jahre alt ist. Hier im Maipo-Tal probieren wir drei Weinsorten (Chardonney, Merlot, Cabernet Savignon) und hören uns die Legende des „Teufelskellers“ an. Die Führung erfolgt in Englisch und für eine mitfahrende Französin in spanisch. Nach dem Mittagessen (selbst zu bezahlen) geht es zu dem kleinen, relativ jungen Weingut „Aquitania“ – ein Joint Venture zwischen 2 Franzosen und einem Chilenen. Sie produzieren auf einer beschränkten Anbaufläche relativ hochwertige Weine. Die Führung durch eine Angestellte erfolgt auf französisch und englisch. Eine Weinprobe gibt es natürlich auch, aber gekauft wird auf Grund der Preise relativ wenig (ca. 20 US$ pro Flasche). Zurück in der Jugendherberge sitzt Yeti schon da, aber immer noch ohne Paß. Von der Botschaft aus wollten sie die Meldestelle in Jena erreichen, aber dort war um 15:30 Uhr (MESZ!) keiner mehr zu erreichen. So konnte er natürlich auch bei den Australiern nichts mehr ausrichten. Jetzt wird es eng, denn morgen abend will er fliegen.

27.08.03 Santiago de Chile

Yeti geht heute etwas früher los, und ich warte auf ihn in der Herberge. Gegen halb 12 Uhr ist Yeti wieder da und hat seinen Ersatzpaß – sogar mit dem Australien-Visum. Den zum Mittagessen angepeilten Italiener (nach dem „Lonely Planet“) gibt es offenbar nicht mehr, und so gehen wir ein Stück weiter in die Stadt. Am Plaza de Armas essen wir in einer Passage ein Tagesmenü. Zurück in der Jugendherberge packen wir unsere Rucksäcke und teilen das Gepäck aus dem gemeinsamen Sack auf. Yeti hat schon ausgecheckt, und deshalb verstauen wir das gesamte Gepäck in meinem Fach im Herbergszimmer. Die Tür ist zwar hinterher etwas verbogen, aber alles paßt rein, worauf wir noch mal Kaffeetrinken gehen. Die restliche Zeit bis zu Yetis Abreise hängen wir in der Jugendherberge rum und gehen dann zur Haltestelle vom Flughafen-Bus (Centropuerto) an der Metrostation „Los Heroes“. Hier verabschiede ich Yeti und gehe danach noch mal Abendbrot essen. Mein Flug geht morgen mittag.

28.08.03 Santiago de Chile - Madrid

Nach dem Frühstück checke ich in der Jugendherberge aus und fahre mit dem gleichen Bus wie Yeti gestern zum Flughafen (1000 Pesos, eine halbe Stunde Fahrt). Ich bin relativ früh dran und lasse meine restlichen Pesos in einer Cafeteria. Der Flug nach Madrid geht relativ pünktlich ab, der Service bei Iberia ist aber nur mittelprächtig. Es gibt zwar Mittag und Frühstück (kurze Nacht), aber zwischendurch muß man sich die Getränke selbst besorgen. Ein Videofilm wird gleich zweimal hintereinander gezeigt. Dafür haben wir teilweise kräftigen Rückenwind (bis 1040 km/h über Grund), so daß wir in Madrid eine halbe Stunde früher als geplant landen.

29.08.03 Madrid – Frankfurt/M.

Auf dem Flughafen von Madrid werden wir mit Bussen zu den Terminals gefahren und ich muß erst mal versuchen rauszubekommen, ob ich auf dem richtigen Terminal bin. Der Mensch am Info-Schalter von Iberia weiß von nichts, obwohl ich mit der Partnerlinie LanChile weiterfliege – wenn auch erst am Nachmittag. An einem allgemeinen Info-Schalter kennt man das genaue Gate auch noch nicht, aber ich scheine im richtigen Terminal (B) gelandet zu sein. Mehr wollte ich auch erst mal nicht wissen. Ich mache noch zu Fuß einen Ausflug zum Nachbarterminal A, aber hier ist fast gar nichts los. Zurück im Terminal B betreibe ich etwas Augenpflege, bevor ich ein paar Euros in einem SB-Restaurant lasse. Der Flug nach Frankfurt/M. verspätet sich infolge verstopfter Luftverkehrsstraßen um fast eine Stunde. über dem Rheintalgraben wird der Flug so holprig, daß die Stewardessen hastig und teilweise in der Hocke das Geschirr einsammeln und ich auf den Kaffee verzichten muß. Es sind wohl ein paar Gewitter unterwegs. Die Landung ist dann wieder normal. Das Gepäck bekomme ich schnell. Offenbar sind diesmal keine Gepäckstücke auf Abwege geraten. Auf dem Bahnhof hat der erste Zug, der ankommt, schon mal 10 Minuten Verspätung – ich bin wieder zu Hause…


Teil 3
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