Tagebuch Pik Lenin 2000

Teilnehmer: Gunther Knauthe, Holger Niemann, Robert Lindner,Matthias Guntau,

Magnus Israelsson, Peter Lakotos,

Marat Ainsanov, Tanja, Wolodja

Reiseablauf

28.07.00 Jena - Berlin

Am Nachmittag bin ich dabei, die letzten Sachen einzupacken, als Steffen noch mal vorbeikommt. Er gibt mir ein Geschenk für Marat mit - unseren Reiseveranstalter und Freund. Zusammen schleppen wir mein Gepäck zum Auto und verabschieden uns. Steffen hatte '97 den Pik Lenin bei einer gemeinsamen Tour bestiegen.

Die Autobahn nach Berlin ist ziemlich voll, aber ich komme ohne größeren Stau ganz gut durch. In der Stadt selbst finde ich die Prenzlauer Allee auf Anhieb und auch einen ganz guten Parkplatz in der Nähe von Gunthers Wohnung. Ich bin der erste - Robert und Holger, die aus den Niederlanden bzw. aus Heidelberg anreisen, kommen etwas später. Zusammen mit Freunden von Gunther lassen wir den Abend in einer Straßenkneipe ausklingen.

29.07.00 Berlin - St. Petersburg - Almaty

Nach einem schnellen Frühstück fahren wir mit dem Gepäck in einem Taxi zum S-Bahnhof Alexanderplatz. Gunther paßt nicht mehr ins Auto und fährt mit der Straßenbahn hinterher. Er kommt 3 Minuten vor Abfahrt des Zuges nach Schönefeld auf dem Bahnhof an. Auf dem Flughafen Schönefeld haben wir auch nicht viel Zeit, aber es läuft alles "just in time". Robert und Holger versuchen, die Damen am check-in-Schalter zum becircen, aber unsere Übergepäck-Zuzahlung ist trotzdem recht beachtlich. Die schweren Bergstiefel haben wir angezogen und auch die Zelte mit ins Handgepäck genommen. Das ist zwar nicht ganz in Ordnung, aber man läßt uns gewähren. Im Flieger bekomme ich meinen Krempel sogar komplett in die Gepäckfächer.

Der Flug in der TU 154M nach St. Petersburg verläuft ruhig. Dort beginnt wieder dieselbe Prozedur wie auf unserer Tien-Schan-Tour im letzten Jahr. Wir sollen durch die Paßkontrolle raus nach Rußland und unser Gepäck neu einchecken. Das muß aber ausfallen, da wir kein russisches Visum haben. Das müßte auch extra bezahlt werden, da die GUS-Verträge über die Transitvisa ausgelaufen sind. Hauptursache für das umständliche Verfahren scheint die fehlende Gepäcklogistik zu sein.

Wir bleiben also im Transitbereich und sprechen mehrere Bedienstete auf unsere Situation an. Man will uns helfen. Allerdings fordert uns eine Lautsprecherstimme nochmals auf, zum Auschecken zu gehen. Unsere Helfer stürzen los und wenig später muß Gunther mitkommen, um unter Bewachung auf russischem Boden unser Gepäck zu identifizieren, das dann in die Maschine nach Almaty verladen wird. Das kreiselte schon einige Zeit auf den Gepäckbändern und darf mit dem Almaty-Anhänger aus Schönefeld eigentlich auch nicht nach Rußland raus. Dann kommt jemand, der unsere Pässe und Flugtickets holt und uns die Bordkarten bringt. Danach statten wir dem Duty-Free-Shop noch einen Besuch ab und gehen etwas essen.

Kurz nach 1900 Uhr starten wir zu einem zunächst etwas holprigen Flug. Über der kasachischen Steppe wird es dann ruhiger.

30.07.00 Almaty - Bischkek

Wir landen in Almaty um 2345 Uhr Moskauer Zeit oder 245 Uhr Ortszeit (= MESZ + 5 h). Die Zollkontrolle zieht sich hin, da wir in der Schlange ganz hinten stehen. Hinter der Abfertigung holt uns Leila, Marats Schwester, ab und setzt uns in ein Kleinbus-Taxi, das uns zum Busbahnhof bringt. Dort warten wir dann auf die Abfahrt nach Bischkek. Leila hat uns die Tickets besorgt, so daß wir nur das Gepäck bezahlen müssen. Irgendwann beginnt es zu dämmern. Wir vertreiben uns die Zeit mit Frühstücken (Mantis und Mineralwasser) und einer Unterhaltung mit einem Busfahrer, der auf seine Fahrt nach Dshambul wartet. Gegen 700 Uhr verladen wir unser Gepäck und steigen ein. Eine Angestellte vom Busbahnhof kontrolliert noch mal die Tickets und die Plätze, dann geht es los. Die Zeit im Bus, der 5 Stunden bis Bischkek braucht, nutzen wir zum Ausschlafen. Bei der Grenzkontrolle nach Kirgistan kümmert sich keiner um uns. Nach der Ankunft auf dem Busbahnhof in Bischkek rennt Gunther los, um die Agentur "Edelweiß" zu kontaktieren, die im Auftrag Marats die Flugtickets nach Osch besorgt hat und uns eigentlich abholen sollte. Gunther braucht relativ lange, aber als er nach zweieinhalb Stunden wiederkommt, sagt er, daß alles in Ordnung wäre. Dann treten wir in Preisverhandlungen mit den Taxifahrern. Nach mehreren Runden laden wir alles in und auf einen Moskwitsch und fahren nach einer Empfehlung der Edelweiß-Agentur für 100 Som (1 US-Dollar = 47 - 48 Som im August 2000) zum Hotel "Semetey". Dort beziehen wir zwei Zimmer und machen uns erst mal frisch. Nach einer Stunde geht es zum Stadtrundgang mit dem Versuch, etwas Eßbares zu finden. Wir schlendern durch einen Park zum zentralen Platz mit dem Nationalen Geschichtsmuseum und einem Lenindenkmal. Die Kirgisienfahne wird (tagsüber) von zwei Ehrenposten bewacht, deren Wachablösung wir beobachten. Dann laufen wir durch den Panfilow-Park zu einem Basar. In der Nähe finden wir ein paar Schaschlyk-Stände, die noch aufhaben. Wir essen Abendbrot mit Plof, Schaschlyk und Bier - danach setzen wir uns noch in ein Café.

In der Stadt herrscht eine für uns noch ungewohnte Hitze, die wir mit größeren Mengen Mineralwasser bekämpfen. Auch am Abend sind die Steinplatten auf dem Platz des Sieges so warm, daß man sich kaum darauf setzen kann.

Beim Rückweg zum Hotel wird es dunkel. Gunther bleibt zurück und schwatzt noch mit Kirgisen. Wir restlichen laufen eine Querstraße zu weit und erfragen uns den Weg zum Hotel. Es liegt dann aber schon an der nächsten Straßenecke. In der Toilette des Hotelzimmers müssen wir erst mal größere Mengen Kakerlaken vertreiben. Bei Holger und Robert im Zimmer ist es noch schlimmer.

31.07.00 Bischkek - Osch

Die Nacht ist trotz einiger Mücken angenehm, und ich kann das Schlafdefizit etwas ausgleichen. Auch die Kopfschmerzen gehen weg. Da es im Hotel kein Frühstück gibt, müssen wir uns in der Umgebung etwas suchen. Wir finden ein Café neben einem Lebensmittelladen, in dem wir schon gestern Mineralwasser gekauft hatten. Wir trinken Tee und Kaffee und essen Brot und Brötchen aus dem Nachbarladen. Wieder im Hotel packen wir unsere Sachen zusammen und schleppen es ins Foyer runter. Ein blauer Kleinbus, von "Edelweiß" organisiert, wartet schon und bringt uns dann zum relativ weit außerhalb gelegenen Flugplatz. Bei der Gepäckabgabe versuchen wir zu tricksen, indem wir die Rucksäcke auf der Waage etwas festhalten. So haben wir nur 20 kg Übergepäck. Zur Kasse muß ich quer durch das gesamte Flughafengebäude laufen. Dann steigen wir mit unserem gesamten Krempel in eine JAK 40. Der Gepäck- und Kombüsenraum ist ziemlich voll, und für Holgers und Roberts Skier ist er zu kurz. Diese werden in den Gang zwischen die Sitze geschoben.

Der Flug ist recht angenehm, außer für Robert, der Angst hat, daß eine Turbine nicht läuft. Die Maschine gewinnt auch nur recht langsam an Höhe. Aber bei einem Flugzeug, das mit 600 km/h in mittlerer Höhe fliegt, ist das wohl normal. In Osch werden wir von Witali erwartet, einem von Marats Partnern. Wir fahren mit ihm und einem anderen angemieteten Auto zu Witalis Haus im Südosten der Stadt, das er mit Gästezimmern ausgestattet hat. Hier relaxen wir erst mal bei Tee und laufender Klimaanlage. Draußen sind es 33°C im Schatten.

Am Nachmittag fährt uns Witali zum Basar, wo wir in einer Teestube Mittag essen (Schaschlyk, Gebäck, Tee). Danach besuchen wir einen der größten Basare Mittelasiens. Zuerst werden Kirgisenhüte ausprobiert - als potentielles Mitbringsel für hinterher. Für den Berg müssen wir aber nicht mehr viel einkaufen. Am Ausgang des Basars landen wir wieder ein einer Teestube. Die Kellnerin, die aus der Schule ein paar Worte Deutsch versteht, ist beeindruckt, wieviel Tee wir trinken. Später laufen wir ein Stück zu Witali zurück, und nehmen ein Taxi, als es dunkel und das Straßenbild uninteressant wird. An einem kleinen Basar kurz vor Witalis Haus kaufen wir noch ein paar Getränke für den Abend. Wieder zurück schlachtet Witali unsere Melone. So sitzen wir bis 200 Uhr nachts und warten auf Marat, der gerade zwei Schweden und einen Australier ins Pik-Lenin-Basislager bringt. Als er gegen 400 Uhr kommt, schlafen wir schon.

1.8.00 Osch - Atschik-Tasch (Basislager)

Gegen 1000 Uhr ist es bei Witali immer noch ruhig. Ich stehe dann irgendwann auf, wobei Robert schon mit Marat im Gespräch ist. Wir reden etwas über die Aufstiegsplanung, und ich überreiche Marat ein Geschenk von Steffen aus Jena. Später fahren wir zusammen mit Witali in eine Teestube zum Frühstücken. Es gibt Plof, ziemlich fette Teigtaschen und viel Tee. Zurück in Witalis Haus ruhen wir uns etwas aus, während Marat noch mal losfährt, um die letzten Besorgungen zu machen. Wir duschen alle zum (vor-)letzten Mal. Danach, als Marat wieder da ist, wird das finanzielle geklärt, wobei eine Menge Dollars hin- und hergeschoben werden. Auch Witali bekommt seinen Anteil, und Marat meint zu uns, daß er mit jedem Dollar unserer Expedition wohlgesonnener gegenübersteht.

Das beladen des Nivas ist eine etwas langwierige Angelegenheit: Das Gepäck von vier Leuten und die Leute selbst müssen (neben Marat) in das Auto. Am Ende kriegen wir alles rein, auch wenn es für uns ziemlich eng wird. Gegen 1700 Uhr können wir dann endlich losfahren. Zuerst geht es nach Osten, dann nach Süden in den Alai. Am Tschyrtschyk-Paß (ca. 2400 m) verbessern wir noch mal die Dichtheit der auf dem Dachgepäckträger gelagerten Rucksäcke, denn es droht zu gewittern. Das tut es dann auch auf der gesamten Strecke bis ins Alaital immer wieder, aber nicht sehr stark. Es wetterleuchtet aber ununterbrochen.

In Gültscha essen wir Abendbrot mit einer fetthaltigen Suppe, an der vor allem Marat und Holger mächtig zu verdauen haben.

Inzwischen ist es dunkel geworden. Die Zeit im Auto vertreiben wir uns mit mehr oder weniger tiefschürfenden Diskussionen mit Marat (auf Englisch) bzw. mit Singen (vor allem von Marat). Am Taldyk-Paß (3615 m) können wir unsere Höhenmesser kalibrieren. Dann geht es runter ins Alaital und nach Sary-Tasch ("Gelber Stein"). Die Kontrolle durch die kirgisische Armee, die den Posten vor einem Jahr von der russischen übernommen hat, verläuft ohne Probleme. Marat hat allerdings im Dunkeln einen Paß verloren, der sich draußen wieder anfindet, nachdem wir den Niva auf den Kopf gestellt haben.

Kurz hinter Sary-Tasch hört der Asphalt auf, und es beginnt eine Waschbrettpiste. Eigentlich wollten wir in der Nähe von Kaschka-Su im Alaital übernachten, aber wir entscheiden, daß Marats Kondition und unsere strapazierten Hintern eine Weiterfahrt ins Basislager zulassen. Nach der Brücke über den Kysyl-Su beginnt echtes offroad-Gelände. Bis ins Lager sind es noch 40 km - zuerst müssen wir ein Stück auf der anderen Flußseite zurück und dann das etwa 30 km breite und 3000 m hoch gelegene Alaital überqueren. Marat fährt vorsichtig und dreht immer wieder Orientierungsrunden, um mit den Autoscheinwerfern die Umgebung abzuleuchten. Am Ende wählen wir aber die richtigen Fahrspuren und sind gegen 200 Uhr nachts in unserem eigenen Basislager auf Höhe des Atschik-Tasch-Hauptlagers (3625 m). Nach einem Tee und etwas Gebäck von Tanja, unserer Köchin, geht es in den Schlafsack - Zelte stehen schon. Die beiden Schweden und der Australier sowie Wolodja als Führer sind in die Hochlager aufgestiegen und also nicht da.

2.8.00 Basislager - Paß der Reisenden - Basislager

Morgens um 700 Uhr graupelt es bei gelegentlichem Donnern. Als ich mal raus muß ist der Himmel wolkenverhangen, wenn auch mit Lücken. Gegen 1000 Uhr stehen wir richtig auf, wobei sich das Wetter verbessert hat. Wir kramen dann noch etwas rum und starten 1230 Uhr mit Marat einen Spaziergang zur Zwiebelwiese, dem beliebten Basislager der Individualtouristen auf etwas 3850 m Höhe. Dort steht auch ein größeres usbekisches Lager. Wir gehen dann noch weiter über Wiesen mit Massen von Murmeltieren bis zum Paß der Reisenden (4150 m). Das Wetter hat sich wieder verschlechtert: Es graupelt zeitweise. Den Paß haben wir in etwa 2,5 h erreicht und beginnen bald mit dem Abstieg, als auch Marat oben ist. Auf dem Rückweg ins Lager regnet es leicht, und es donnert auch immer wieder. Ich schließe mich Robert und Holger an, die relativ schnell runter wollen. Marat und Gunther kommen eine halbe Stunde später an. Es gibt auch gleich etwas zu essen: Piroshkis und Kohlsuppe. Nach einer Strategiediskussion mit Marat machen wir erst mal Pause. Um 2000 Uhr gibt es noch mal Tee. Danach diskutieren wir noch unseren eigenen Zeitplan. Bis jetzt hat noch keiner Probleme mit der Höhe.

3.8.00 Basislager - Lager 1

Um uns an frühes Aufstehen zu gewöhnen, haben wir unser Frühstück für 730 Uhr bestellt. Es gibt Reisbrei. Danach packen wir die Rucksäcke für unseren ersten Aufenthalt am Berg. Wir nehmen ziemlich viel mit - Robert und Holger u.a. ihre Skier. Insgesamt werden es so 2530 kg pro Mann sein. Der Abmarsch zieht sich hin. Es gibt sogar noch ein frühes Mittagessen (Borschtsch). Dann laden wir unsere Rucksäcke in Marats Niva, der uns dann zur Zwiebelwiese chauffiert. Kurz vor 1100 Uhr laufen wir wirklich los. Am Paß der Reisenden machen wir eine ausführliche Pause. Dann will Robert weiter, und ich schließe mich an. Holger und Gunther genießen noch etwas das letzte Grün. Beim Übergang auf den Lenin-Gletscher nimmt Robert, der schon wieder ein gutes Stück vorausgelaufen ist, einen anderen Weg über die Schutthügel. Irgendwann sehe ich auch Gunther hinter mir.

Der Weg über den Gletscher ist genauso endlos wie vor drei Jahren. Dank einer getrampelten Spur ist er aber nicht zu verfehlen. Robert hat inzwischen auch das Eis betreten und holt mich wieder ein. Weiter oben deponiert er Skier und Zelt zur Gewichtserleichterung. Das obere Lager 1 (4435 m) - es gibt zwei - erreichen wir um 1615 Uhr. Robert kehrt noch mal um und holt seine unten deponierten Sachen. Nach einer Stunde erscheint Gunther auf der Moräne, und nach einer weiteren halben Stunde kommen Holger und Robert gemeinsam. Unsere Zelte schlagen wir in der Nähe der Hauszelte von IMC "Pamir" auf, die auch unten das große Hauptlager Atschik-Tasch betreiben. Alex, der Chef hier oben, verkauft uns Brot für 1 Dollar das Stück. Soviel hat es vor drei Jahren auch gekostet. Die anderen bringen vom Marsch die Neuigkeit mit, daß in diesem Jahr erst 15 Leute auf dem Gipfel waren. Der heutige sehr schöne Tag sei erst der dritte dieser Art seit Anfang Juli.

Wir essen noch etwas Abendbrot und verschwinden dann relativ schnell in den Zelten. In der Nacht stellen sich Kopfschmerzen ein, die ich mit Aspirin zu bekämpfen versuche.

4.8.00 Lager 1

Die nächtlichen Kopfschmerzen lassen beim Frühstück nach. Da vor allem Robert noch mit Durchfall zu kämpfen hat, lassen wir es ruhig angehen. Nebenan beim IMC ist ein italienisches Paar abgestiegen. Mit ihnen unterhalten wir uns eine Weile. Sie haben auch die erste Nacht im Lager 1 verbracht, waren aber schon mal zum Gepäcktransport oben. Später beseitigen wir gemeinsam mit Alex die Müllhalde neben unseren Zelten, indem wir alles in Säcke füllen.

Am späteren Nachmittag zieht etwas hochreichende Bewölkung auf, aus der sich dann am Abend ein Graupelgewitter entwickelt. Das ist aber relativ harmlos, produziert aber ein paar Zentimeter Weiß.

5.8.00 Lager 1 - Basislager

Um 500 Uhr klingelt der Wecker. Eigentlich wollten wir einen Aufstieg ins Lager 2 machen, aber nach eingehendem Studium von Gesundheits- und Formzustand entscheiden wir uns, die restliche Ausrüstung von unten zu holen. Ich hatte in der Nacht wieder Kopfschmerzen, und Robert bekämpft seinen Durchfall jetzt mit einem speziellen Darmantibiotikum (wird nicht in die Blutbahn aufgenommen), das er von dem Italiener, der Arzt ist, bekommen hat. Das Wetter jedenfalls ist nach dem gestrigen Gewitter wieder schön.

Beim Frühstückkochen (5-min-Tasse, Tee) können wir den Sonnenaufgang live verfolgen. Um 745 Uhr marschieren wir los. Wir lassen uns Zeit - bis zur Zwiebelwiese sind es im Normalfall etwa 3 Stunden Gehzeit. Unterwegs begegnen wir Dunja, einem Kirgisen, der unten immer mal Marat oder Tanja hilft. Er bringt mit dem Pferd Ausrüstung für den DAV-Summit-Club ins Lager 1 und erzählt, daß Marat heute den Australier nach Osch fährt. Diesen hat wohl eine mitgebrachte Bronchitis so zugesetzt, daß er nach Hause fliegt. Ich bin ihm nie begegnet.

In unserem kleinen Basislager sind dann auch Magnus und Peter, die beiden Schweden sowie Wolodja, deren Führer. Einer der Schweden kennt mich schon von meiner Internet-Seite.

Die Plätze in den Zelten werden jetzt knapp. Gunther und ich ziehen in ein altes Single-Wall-Kuppelzelt ohne Boden und mit einer löchrigen Außenhaut. Ein kurzer Gewitterguß am Nachmittag schafft aber Vertrauen in die Dichtheit. Die meiste Feuchtigkeit im Zelt wird durch das morgendliche Kondenswasser entstehen. Zum Mittagessen gibt es gefüllte Paprikaschoten und Morskaja Kapusta ("Meereskohl" = Seetang) gegen den Jodmangel. Zum Nachtisch hat Tanja von den Kirgisen Ayran besorgt - eine Art Joghurt.

Irgendwann taucht auch Dunja wieder auf, und Holger und Robert nehmen Reitstunden. Der Gaul ist von dem Marsch noch erschöpft und zeigt sich ruhig. Nach dem Abendbrot sitzen wir noch eine Weile im Mannschaftszelt und diskutieren verschiedene Möglichkeiten, mit unserem Mittelasien-Know-How Geld zu verdienen.


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Teil 2

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